Facebook offenbart sich Google (taz)
07.09.2007
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Soziale Netzwerke
Facebook offenbart sich Google
Die Internet Community Facebook öffnet die Einträge seiner Nutzer für Suchmaschinen. Die Betreiber hoffen auf mehr Werbeeinnahmen - auf Kosten der Privatsphäre der User. VON BEN SCHWAN
Wer soziale Netzwerke nutzt, offenbart den Betreibern häufig intimste Details. Name, Wohnort, Alter, Beziehungsstatus, Job, Lieblingsfotos, Hochschule oder Freunde - gar politische Haltungen kann man, wenn man das möchte, in sein Profil eingeben. Facebook, neben MySpace populärste Anbieter in den USA und trotz fehlender deutscher Version auch hier zu Lande immer erfolgreicher, treibt diese soziale Vernetzung auf die Spitze: Wer will, kann seinen Netzwerk-Freunden beispielsweise minutenaktuell übermitteln lassen, wenn sich das persönliche Liebesleben von "Single" auf "mit Partner" ändert.
Bislang agierten die Netze vor allem als abgeschlossene Gemeinschaft, ähnlich eigenen Online-Diensten im Internet. Facebook und sein deutscher Klon StudiVZ etwa lassen sich nur betrachten, wenn man vorab einen Account angelegt hat. Die Dienstebetreiber mögen es zudem nicht, wenn man sie anonym nutzt - das führt nach den aktuellen Nutzungsbedingungen zumeist zum Ausschluss. Der Sinn der Abtrennung vom restlichen Internet verschaffte den Anbietern anfangs viele Vorteile: Nutzer, die süchtig nach den sozialen Netzwerken sind, verbringen hier oftmals viele Stunden.
Bei Facebook will man nun die Strategie ändern. In dieser Woche kündigte das Unternehmen an, Profile und weitere Seiten seiner Nutzer künftig von Suchmaschinen erfassen zu lassen. Auch eine direkte Suche ohne Account soll auf Facebook künftig möglich sein. Bislang schützte Facebook die Seiten mit Hilfe technischer Vorrichtungen vor der Erfassung im Index der großen Suchmaschinen, gesucht werden konnte nur, wenn man selbst Facebook-Mitglied war.
Die Öffnung nach Außen wird von Facebook als Service an den Nutzern verkauft. "Wir erweitern die Suchfunktion, damit die Leute leichter sehen können, wer von ihren Freunden bereits bei Facebook ist", schreibt das Unternehmen in seinem Weblog. Man gebe "keine neuen Informationen" nach außen, da nur Teile des öffentlichen Profils freigegeben würden, die man bereits jetzt durch Einloggen bei Facebook erreichen könne. Außerdem schränke man die dargestellte Informationsmenge noch weiter ein und erlaube es, die Sucherfassung ganz abzuschalten. Dennoch enthalten entsprechende freigegebene Seiten mindestens Namen und Foto einer Person.
Facebook profitiert von der Suchmaschinenfreigabe direkt, weil das Unternehmen so mehr Seitenabrufe generieren kann, als allein durch Klicks von eingeloggten Nutzern entstünden. Auf den freigegebenen Seiten lässt sich Werbung zudem womöglich teurer verkaufen, weil die erreichbare Zielgruppe größer wird; reine Klicks in geschlossenen sozialen Netzwerken gelten vielen Online-Werbern als weniger wertvoll. Die Freigabe eingeschränkter Profile könnte Marktbeobachtern zufolge zudem nur der erste Schritt für Facebook sein, weitere Teile seines Netzwerkes gegenüber Google und nicht eingeloggten Benutzern zu öffnen.
Die neue Funktionalität wird von Facebook-Mitgliedern kontrovers diskutiert. Der Dienst hatte sich in den letzten zwölf Monaten bereits radikal verändert - stand er zunächst nur amerikanischen College-Studenten zur Verfügung, kann sich nun jeder anmelden. Die Altersstruktur verschob sich dadurch teilweise deutlich; selbst Geschäftsleute nutzen Facebook inzwischen zur Kommunikation und Vernetzung.
Facebook stand schon mehrmals wegen Fragen der Privatsphäre am Pranger. So wurde eine Neuigkeiten-Funktion eingeführt, die detailliert über Veränderungen der Seiten anderer Nutzer informierte, ohne dass diese dies explizit freigegeben hatten. Facebook reagierte, in dem eine feinere Kontrolle eingeführt wurde; das Unternehmen verteidigte sich jedoch mit dem Argument, sowieso nur Daten darzustellen, die frei verfügbar waren.
Deutsche Datenschützer sehen eine Gefährdung durch so genannte Personensuchmaschinen, die auf Profile wie bei Facebook zurückgreifen und alle verfügbaren Informationen über einzelne Netznutzer an einem Ort zusammenführen. Die Erfassung durch Google dürfte dies bei Facebook erleichtern; wer daran nicht teilnehmen möchte, muss die Suchmaschinenfunktion explizit in seinen Privatsphären-Einstellungen abschalten.
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Soziale Netzwerke
Facebook offenbart sich Google
Die Internet Community Facebook öffnet die Einträge seiner Nutzer für Suchmaschinen. Die Betreiber hoffen auf mehr Werbeeinnahmen - auf Kosten der Privatsphäre der User. VON BEN SCHWAN
Wer soziale Netzwerke nutzt, offenbart den Betreibern häufig intimste Details. Name, Wohnort, Alter, Beziehungsstatus, Job, Lieblingsfotos, Hochschule oder Freunde - gar politische Haltungen kann man, wenn man das möchte, in sein Profil eingeben. Facebook, neben MySpace populärste Anbieter in den USA und trotz fehlender deutscher Version auch hier zu Lande immer erfolgreicher, treibt diese soziale Vernetzung auf die Spitze: Wer will, kann seinen Netzwerk-Freunden beispielsweise minutenaktuell übermitteln lassen, wenn sich das persönliche Liebesleben von "Single" auf "mit Partner" ändert.
Bislang agierten die Netze vor allem als abgeschlossene Gemeinschaft, ähnlich eigenen Online-Diensten im Internet. Facebook und sein deutscher Klon StudiVZ etwa lassen sich nur betrachten, wenn man vorab einen Account angelegt hat. Die Dienstebetreiber mögen es zudem nicht, wenn man sie anonym nutzt - das führt nach den aktuellen Nutzungsbedingungen zumeist zum Ausschluss. Der Sinn der Abtrennung vom restlichen Internet verschaffte den Anbietern anfangs viele Vorteile: Nutzer, die süchtig nach den sozialen Netzwerken sind, verbringen hier oftmals viele Stunden.
Bei Facebook will man nun die Strategie ändern. In dieser Woche kündigte das Unternehmen an, Profile und weitere Seiten seiner Nutzer künftig von Suchmaschinen erfassen zu lassen. Auch eine direkte Suche ohne Account soll auf Facebook künftig möglich sein. Bislang schützte Facebook die Seiten mit Hilfe technischer Vorrichtungen vor der Erfassung im Index der großen Suchmaschinen, gesucht werden konnte nur, wenn man selbst Facebook-Mitglied war.
Die Öffnung nach Außen wird von Facebook als Service an den Nutzern verkauft. "Wir erweitern die Suchfunktion, damit die Leute leichter sehen können, wer von ihren Freunden bereits bei Facebook ist", schreibt das Unternehmen in seinem Weblog. Man gebe "keine neuen Informationen" nach außen, da nur Teile des öffentlichen Profils freigegeben würden, die man bereits jetzt durch Einloggen bei Facebook erreichen könne. Außerdem schränke man die dargestellte Informationsmenge noch weiter ein und erlaube es, die Sucherfassung ganz abzuschalten. Dennoch enthalten entsprechende freigegebene Seiten mindestens Namen und Foto einer Person.
Facebook profitiert von der Suchmaschinenfreigabe direkt, weil das Unternehmen so mehr Seitenabrufe generieren kann, als allein durch Klicks von eingeloggten Nutzern entstünden. Auf den freigegebenen Seiten lässt sich Werbung zudem womöglich teurer verkaufen, weil die erreichbare Zielgruppe größer wird; reine Klicks in geschlossenen sozialen Netzwerken gelten vielen Online-Werbern als weniger wertvoll. Die Freigabe eingeschränkter Profile könnte Marktbeobachtern zufolge zudem nur der erste Schritt für Facebook sein, weitere Teile seines Netzwerkes gegenüber Google und nicht eingeloggten Benutzern zu öffnen.
Die neue Funktionalität wird von Facebook-Mitgliedern kontrovers diskutiert. Der Dienst hatte sich in den letzten zwölf Monaten bereits radikal verändert - stand er zunächst nur amerikanischen College-Studenten zur Verfügung, kann sich nun jeder anmelden. Die Altersstruktur verschob sich dadurch teilweise deutlich; selbst Geschäftsleute nutzen Facebook inzwischen zur Kommunikation und Vernetzung.
Facebook stand schon mehrmals wegen Fragen der Privatsphäre am Pranger. So wurde eine Neuigkeiten-Funktion eingeführt, die detailliert über Veränderungen der Seiten anderer Nutzer informierte, ohne dass diese dies explizit freigegeben hatten. Facebook reagierte, in dem eine feinere Kontrolle eingeführt wurde; das Unternehmen verteidigte sich jedoch mit dem Argument, sowieso nur Daten darzustellen, die frei verfügbar waren.
Deutsche Datenschützer sehen eine Gefährdung durch so genannte Personensuchmaschinen, die auf Profile wie bei Facebook zurückgreifen und alle verfügbaren Informationen über einzelne Netznutzer an einem Ort zusammenführen. Die Erfassung durch Google dürfte dies bei Facebook erleichtern; wer daran nicht teilnehmen möchte, muss die Suchmaschinenfunktion explizit in seinen Privatsphären-Einstellungen abschalten.
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