Knaller an der Zeitungsfront

Saturday, April 28, 2007

Denkmalstreit in Tallinn eskaliert (Frankfurter Rundschau)

Moskau droht mit Sanktionen
Denkmalstreit in Tallinn eskaliert
Ein Toter, 44 Verletzte und mehr als 300 Festnahmen sind das vorläufige Fazit der Proteste gegen den von der estnischen Regierung verfügten Abbau des sowjetischen Kriegerdenkmals in Tallinn.

Tallinn (dpa)
Kopenhagen - Am Tönismäe, dem Park am Fuß des Tallinner Dombergs, steht nur noch der Sockel des Denkmals des bronzenen Soldaten. Die Statue selbst ist "in Polizeigewahrsam" an unbekanntem Ort. In den umliegenden Straßen erinnern zertrümmerte Fensterscheiben, geplünderte Kioske und ausgebrannte Autos an die gewaltsamen Unruhen, die die estnische Hauptstadt in der Nacht auf Freitag erschütterten."Blasphemisch" und "inhuman" nannte ein Sprecher des russischen Außenministeriums die geplante Umbettung der in Tönismäe begrabenen Kriegsgefallenen. Das Oberhaus des Moskauer Parlaments forderte Präsident Putin auf, die diplomatischen Beziehungen zu Estland abzubrechen, und beschimpfte die Esten als "provinzielle Neonazis". "Wir haben die Verhöhnung der Toten und des Sieges im Zweiten Weltkrieg satt", sagte Senatspräsident Sergej Mironow. Die Duma sprach sich für Wirtschaftssanktionen aus. Während der Bronzesoldat für die Russen den Sieg über den Faschismus verbildlicht, ist er für die Esten ein Symbol für die sowjetische Okkupation.
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In Tallinn hatten sich am Donnerstagabend mehr und mehr Demonstranten an den Zäunen versammelt, die die Polizei um den Ort der geplanten Ausgrabungen errichtet hatte. "Schande über Estland", skandierte die vor allem aus russischsprachigen Jugendlichen bestehende Menge. Als einige von ihnen begannen, mit Steinen zu werfen und die Absperrungen zu überwinden, setzte die Polizei Schlagstöcke, Tränengas und Wasserwerfer ein. Daraufhin zogen Gruppen Jugendlicher durch die Innenstadt. "Es ging ihnen nur noch um Zerstörung, das hatte nichts mehr mit dem Denkmalstreit zu tun", sagte Polizeisprecherin Tuuli Harson.Ein schwedischer Fernsehreporter, der selbst überfallen wurde, sprach von "betrunkenen Jugendbanden, die alles zerschmetterten, was ihnen in den Weg kam". Bei Zusammenstößen zwischen Polizei und Randalierern und bei Schlägereien gab es viele Verletzte, zwölf Polizisten mussten verarztet werden. Ein 19-jähriger Jugendlicher, der mit Stichwunden ins Krankenhaus eingeliefert wurde, erlag seinen Verletzungen. Um weiteren "brutalen Akten öffentlicher Zerstörung" vorzubeugen, beschloss die Regierung noch während der Nacht, den Abriss des Denkmals, der eigentlich erst nach Beendigung der Ausgrabungen stattfinden sollte, sofort durchzuführen. In der Früh war die zwei Meter hohe Bronzestatue entfernt. Sie soll auf einem Soldatenfriedhof einen neuen Standort finden.Die Umbettung der vor dem Denkmal Begrabenen setzte Verteidigungsminister Jaak Aavikso vorläufig aus. Die Gewerkschaften sagten die für den 1. Mai vorgesehenen Kundgebungen ab, um nicht neuen Konfrontationen Vorschub zu leisten. Das Innenministerium verhängte ein Ausschankverbot für Alkohol bis zum 2. Mai. Man fürchtet ein Wiederaufflammen der Unruhen spätestens am 9.Mai, dem russischen Gedenktag für den Sieg im Zweiten Weltkrieg.
Ex-Kanzler geißelt AbrissDer frühere deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) kritisierte unterdessen laut Agenturen den Abriss des sowjetischen Kriegerdenkmals scharf. "Es ist stil- und pietätlos, wie in Estland mit dem Gedenken an junge russische Soldaten umgegangen wird, die ihr Leben im Kampf gegen den Faschismus verloren haben", sagte er. Ein derartiger Umgang mit der Erinnerung an die Toten "widerspricht jedem zivilisierten Verhalten". Hannes Gamillscheg

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