Knaller an der Zeitungsfront

Thursday, January 03, 2008

Abbruch durch Benutzer (Frankfurter Rundschau)

Abbruch durch Benutzer
VON ASTRID HERBOLD
Nichts hat im alten Jahr so genervt wie Handy-Alarm, Email-Schwemme, Computer-Abstürze. Das muss anders werden. Für 2008 haben wir deshalb ein paar knallharte Vorsätze gefasst:

1.Keine Ketten-Mails mehr weiterschicken. Auch nicht, wenn's um Maddie geht.
2.Jedem unerwünschten, nicht persönlich abonnierten Newsletter mit juristischer Abmahnung drohen. IN GROSSBUCHSTABEN.
3.Ansonsten Großbuchstaben und aggressive Untertöne im Schriftverkehr lieber vermeiden. Ist schnell getippt, hallt aber zwischenmenschlich manchmal verdammt lange nach.
4. Öfter mal wieder eine Email mit freundlicher Anrede beginnen.
5.Und dann - Achtung - den Anhang auch mit anhängen. Geschafft? Glückwunsch.
6.Und vor dem Abschicken kurz Korrektur lesen, mehr als zehn Tippfehler in drei Zeilen wirken irgendwie unhöflich.
7.Umgekehrt auf Emails ohne Anhang und Anrede, aber mit mehr als zehn Tippfehlern gar nicht reagieren. Besonders, wenn sie mit "hoher Priorität" geschickt wurden und mit so ansprechenden Betreffs wie "superdringend!!!" überschrieben sind.
8.Überhaupt: Reaktionsschnelligkeit nicht per se für ein Qualitätsmerkmal halten.
9. Ausrufezeichen auch nicht.
10. Lieber einmal verbindlich und verständlich ("Komme Punkt 9, setz schon mal die Nudeln auf") als sieben Mal schwammig ("Ich weiß noch nicht, was heute noch so ansteht, aber ich meld mich später noch mal") Kontakt aufnehmen. Gilt beruflich wie privat.
11.Bitte ebenfalls daheim wie auswärts beherzigen: nie irgendwas aufschrauben, nie einfach irgendwo unkontrolliert drauf rumdrücken.
12. Vorher die Bedienungsanleitung lesen, statt hinterher laut auf die Scheißtechnik fluchen.
13. Und dann auch gleich noch eine stringente Methode ersinnen, wie Dokumente gekennzeichnet werden sollen. Und wo man sie nach Bearbeitung ablegt.
14. Das dann aber auch mal ein paar Tage durchhalten.
15. Desktop leer räumen, danach Leichen aus dem Festplattenkeller entfernen. Und zwar aus allen 65 Unterunterunterordnern.
16. Und wo wir gerade beim Aufräumen sind: Vor dem Sommerurlaub die Weihnachtsbilder von der Digitalkamera runterladen.
17. Dann die schlechten sofort löschen. Ja, richtig gehört: löschen!
18. Vom wertvollen Datenextrakt immer schön Sicherheitskopien machen. Klingt spießig, hilft aber Ehen zu stabilisieren, Einkommen zu sichern und Staatskrisen zu verhindern.
19. Niemanden mehr anrufen, um nach der Nummer von Dritten zu fragen. Erst versuchen, sie alleine rauszukriegen. (Ja, es gibt auch noch Telefonbücher.)
20. Niemanden mehr anrufen, um zu fragen, ob er die Mail gekriegt hat, die man ihm vor fünf Minuten geschickt hat.
21. Niemanden mehr CC setzen, nur um zu beweisen, dass man gerade fleißig ist.
23. Auf keinen Fall ein Zweithandy anschaffen. Egal wie vermeintlich einleuchtend die Gründen sein mögen.
24. Keine Lebenszeit vergeuden: Wenn der Server abgestürzt ist, Kaffee trinken gehen.
25. Mailbox deaktivieren. Oder die Draufquatschzeit pro Anrufer auf maximal eine Minute beschränken.26. Den medialen Entzug als Lebensqualität entdecken: alles ausschalten, niemandem antworten. Wenigstens für eine halbe Stunde.

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