Die nackten Schleimer (taz)
Die nackten Schleimer
Biodiversität ist wichtig. Die Spanische Wegschnecke ist trotzdem eine bittere Plage. VON RICHARD ROTHER
BERLIN taz Wer die Spanische Wegschnecke einmal mit bloßen Fingern angefasst hat, vergisst sie so schnell nicht wieder. Die rotbraune Nacktschnecke, die bis zu 18 Zentimeter lang werden kann, sondert einen extrem klebrigen Schleim ab, der sich nur mit viel Mühe entfernen lässt.
Das Weichtier fällt am liebsten über zartes, junges Gemüse und Blättchen her; über Nacht kann sie mit ihren Artgenossen ganze Beete kahlfressen. In diesem Jahr ist die Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus) zu einer besonderen Plage geworden. Grund ist der milde Winter, in dem nur wenige Tiere erfroren sind, und der verregnete, warme Sommer - Schnecken brauchen Feuchtigkeit. In England sollen bis zu tausend Exemplare pro Quadratmeter gefunden worden sein, auch in Dänemark klagen Kleingärtner über die Invasion der Schnecken.
Das Problem: Die Spanische Wegschnecke ist in den 1960er-Jahren durch Gemüsetransporte nach Deutschland gekommen und hat als eingeschleppte Art kaum natürliche Feinde. Da müssen die Gärtner selber ran: Zäune, Gitter, Kalk, Gift - alles wird versucht, um die Tiere aus den Beeten zu halten. Karla Paliege vom Berliner Naturschutzbund warnt vor Panikmache: "Das chemische Gift im Schneckenkorn richtet viel mehr Schaden an als Nutzen." Denn es töte auch andere Gartenbewohner.
Die aufwändigste, aber sicherste Bekämpfungsmethode ist laut einem Faltblatt des baden-württembergischen Landesamtes für Pflanzenschutz das Absammeln. Am besten soll man die Schnecken in den Abend- und frühen Morgenstunden oder an Regentagen auflesen.
Was aber tut man mit den gesammelten Schleimern? Die Pflanzenschützer empfehlen: "Viele Gärtner bringen die gesammelten Tiere in ein naturnahes Gelände wie Wald, Wiese, Fluss- oder Bachböschung oder teilen sie mit dem Messer oder Schere durch und werfen sie auf den Kompost."
So können Gemüseliebhaber und Schneckenhasser ihre sadistischen Triebe im Garten ausleben. Für eine kulinarische Verwendung eignen sich die muskulösen, eiweißreichen Tiere aber nicht. Während andere Schnecken als Köstlichkeit gelten, ist die Spanische Wegschnecke nicht einmal zu Tisch zu gebrauchen: Schneckenkenner beschreiben sie als sehr bitter.
Im September will Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) seine nationale Biodiversitätsstrategie vorstellen. Und im Mai 2008 streiten in Bonn 5.000 Politiker auf einer UN-Konferenz, wie Tiere und Pflanzen geschützt werden können. Denn in den nächsten 100 Jahren werden 30 bis 50 Prozent aller Arten ausgestorben sein. Trotzdem mal ehrlich: Ethisch und politisch mag das ja alles korrekt sein. Aber es gibt doch auch Arten, die gern verschwinden dürften. Mit der Serie "Kreaturen, die die Welt nicht braucht" macht die taz der Evolution ein paar Vorschläge.
Biodiversität ist wichtig. Die Spanische Wegschnecke ist trotzdem eine bittere Plage. VON RICHARD ROTHER
BERLIN taz Wer die Spanische Wegschnecke einmal mit bloßen Fingern angefasst hat, vergisst sie so schnell nicht wieder. Die rotbraune Nacktschnecke, die bis zu 18 Zentimeter lang werden kann, sondert einen extrem klebrigen Schleim ab, der sich nur mit viel Mühe entfernen lässt.
Das Weichtier fällt am liebsten über zartes, junges Gemüse und Blättchen her; über Nacht kann sie mit ihren Artgenossen ganze Beete kahlfressen. In diesem Jahr ist die Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus) zu einer besonderen Plage geworden. Grund ist der milde Winter, in dem nur wenige Tiere erfroren sind, und der verregnete, warme Sommer - Schnecken brauchen Feuchtigkeit. In England sollen bis zu tausend Exemplare pro Quadratmeter gefunden worden sein, auch in Dänemark klagen Kleingärtner über die Invasion der Schnecken.
Das Problem: Die Spanische Wegschnecke ist in den 1960er-Jahren durch Gemüsetransporte nach Deutschland gekommen und hat als eingeschleppte Art kaum natürliche Feinde. Da müssen die Gärtner selber ran: Zäune, Gitter, Kalk, Gift - alles wird versucht, um die Tiere aus den Beeten zu halten. Karla Paliege vom Berliner Naturschutzbund warnt vor Panikmache: "Das chemische Gift im Schneckenkorn richtet viel mehr Schaden an als Nutzen." Denn es töte auch andere Gartenbewohner.
Die aufwändigste, aber sicherste Bekämpfungsmethode ist laut einem Faltblatt des baden-württembergischen Landesamtes für Pflanzenschutz das Absammeln. Am besten soll man die Schnecken in den Abend- und frühen Morgenstunden oder an Regentagen auflesen.
Was aber tut man mit den gesammelten Schleimern? Die Pflanzenschützer empfehlen: "Viele Gärtner bringen die gesammelten Tiere in ein naturnahes Gelände wie Wald, Wiese, Fluss- oder Bachböschung oder teilen sie mit dem Messer oder Schere durch und werfen sie auf den Kompost."
So können Gemüseliebhaber und Schneckenhasser ihre sadistischen Triebe im Garten ausleben. Für eine kulinarische Verwendung eignen sich die muskulösen, eiweißreichen Tiere aber nicht. Während andere Schnecken als Köstlichkeit gelten, ist die Spanische Wegschnecke nicht einmal zu Tisch zu gebrauchen: Schneckenkenner beschreiben sie als sehr bitter.
Im September will Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) seine nationale Biodiversitätsstrategie vorstellen. Und im Mai 2008 streiten in Bonn 5.000 Politiker auf einer UN-Konferenz, wie Tiere und Pflanzen geschützt werden können. Denn in den nächsten 100 Jahren werden 30 bis 50 Prozent aller Arten ausgestorben sein. Trotzdem mal ehrlich: Ethisch und politisch mag das ja alles korrekt sein. Aber es gibt doch auch Arten, die gern verschwinden dürften. Mit der Serie "Kreaturen, die die Welt nicht braucht" macht die taz der Evolution ein paar Vorschläge.
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