"Ich bin kein Kasper!" (SZ)
Tischtennis
"Ich bin kein Kasper!"
Frank Müller, 43, ist Hauptsponsor des Tischtennis-Bundesligisten Müller Würzburg. Gegen Weltklassespieler tritt er gerne höchstpersönlich an - und sieht dabei gar nicht schlecht aus.Interview: Ulrich Hartmann
SZ: Herr Müller, wie um alles in der Welt haben Sie Weltklassespieler Jean-Michel Saive einen Satz abgeknöpft?
Frank Müller: Ist doch nichts besonderes!
SZ: Finden wir aber schon. Sie sind als Immobilienunternehmer Hauptsponsor des Bundesligaklubs Müller Würzburg und nehmen sich dann und wann die Freiheit, als Hobbyspieler selbst mitzuwirken.
Müller: Ich habe mal gegen Timo Boll im fünften Satz im Doppel verloren, gegen Waldner auch, ich habe gegen die halbe Weltelite im Doppel gewonnen, warum soll ich dem Saive nicht einen Satz abnehmen?
SZ: Wie gelingt es Ihnen, die weltbesten Spieler an der Platte zu ärgern?
Müller: Mit einem außergewöhnlichen Stil und einer kaum nachahmbaren Schlägerhaltung."Als es enger wurde, ist ihre Euphorie in blankes Entsetzen umgeschlagen"
SZ: Genauer, bitte.
Müller: Das ist ein kurzes Blockspiel direkt am Tisch mit einer außergewöhnlich schnellen Reaktion.
SZ: Das kann Weltklassespielern doch kein Problem bereiten?
Müller: Die haben aber ein Problem.
SZ: Sie haben jetzt mit Würzburg beim 0:3 auch Ihr Debüt in der Champions League gegeben. Wie hat das Publikum in Charleroi auf Sie reagiert?
Müller: Es ging mit einer 6:0-Führung für Saive los, und die Zuschauer waren amüsiert. Als es enger wurde und ich sogar einen Satz gewann, ist ihre Euphorie in blankes Entsetzen umgeschlagen, und der Hallensprecher hat versucht, den völlig verunsicherten Saive wieder aufzurichten.
SZ: Ist Ihnen das nicht peinlich, als untrainierter Hobbyspieler vor 1000 Zuschauern und den Fernsehkameras in der Champions League anzutreten?
Müller: Das ist mir in keiner Weise peinlich. Ich spiele seit sechs Jahren in der Bundesliga, und ich habe in jedem Jahr Spiele gewonnen. Ich komme ja nicht aus der Kreisklasse.
SZ: Sie spielen aber nur selten und gelten schon in der Bundesliga als Enfant terrible.
Müller: Das war mal so. Mittlerweile arbeite ich im Liga-Ausschuss des Deutschen Tischtennis-Bunds mit, ich leite eine große Firmengruppe, man nimmt mich schon ernst. Dass sich an meinen Auftritten die Geister scheiden, finde ich amüsant. Der Saive ist natürlich durchgedreht, der hat hinterher ein ziemlich gequältes Interview gegeben, was das alles soll. Der steht jeden Tag sechs Stunden am Tisch und ich vielleicht insgesamt sechs Stunden in einem Vierteljahr. Ich gehe da mit Übergewicht an den Tisch, und je länger das Spiel dauert, umso mehr merkt der Typ, dass er Probleme kriegt. Das ist natürlich peinlich, aber nicht für mich, sondern für ihn.
» Wenn ein Spieler sich beschwert, soll er sich hinstellen und mich in drei Sätzen wegputzen, dann ist das Thema vom Tisch. Wenn er das nicht kann, soll er sich nicht veralbert fühlen, sondern besser trainieren. «Frank Müller
SZ: Sie sind 43 Jahre alt, 1,78 Meter groß und fast 90 Kilo schwer?
Müller: 86!
SZ: Man sieht Ihnen aber schon an, dass Sie nicht zur Weltspitze gehören.
Müller: Das ist so, ja, aber mir sagen viele Menschen, durch Leute wie mich würde Tischtennis erst interessant. Wir stehen ja nicht so blendend da, was das Medieninteresse angeht.
SZ: Jörg Roßkopf hat aber mal gesagt, Sie würden dem Tischtennis mit ihren Gastauftritten eher schaden.
Müller: Ich mag den Jörg, und wir haben mittlerweile ein fast freundschaftliches Verhältnis, aber er ist eben auch nur ein Sportler im eigentlichen Sinne.
SZ: Er meint wohl, offenbar genauso wie Saive, dass er sich veralbert fühlt.
Müller: Ich bin aber kein Kasper. Wenn ein Spieler sich beschwert, soll er sich hinstellen und mich in drei Sätzen wegputzen, dann ist das Thema vom Tisch. Wenn er das nicht kann, soll er sich nicht veralbert fühlen, sondern besser trainieren.
SZ: Nur damit wir einen Eindruck bekommen: In welcher Liga wären Sie, gemessen an ihrem spielerisch Niveau, am besten aufgehoben?
Müller: Ich habe in der Regionalliga gespielt, ich schätze mich zwischen Regionalliga und zweiter Liga ein.
SZ: Wie viel lassen Sie sich Ihr Sponsoring in Würzburg pro Saison kosten?
Müller: Kein Kommentar.
SZ: Aber der Platz im Kader mit gelegentlichen Einsätzen ist schon Ihre Bedingung für das Sponsoring?
Müller: Nein, die Mannschaft fordert mich. Für die ist es motivierend, wenn ich spiele."Ich glaube, ich habe jetzt alles erreicht"
SZ: Erzählen Sie mal, welche berühmten Gegner Sie in Ihrer Sammlung haben?
Müller: Der Satzgewinn gegen Timo Boll hat Spaß gemacht. Gegen Wosik/Eloi und Heister/Grujic habe ich im Doppel gewonnen, gegen Boll/Grujic und auch gegen Waldner im Doppel hatte ich Matchball.
SZ: Und Ihr größtes Spiel?
Müller: Auch das gegen Saive!
SZ: Haben Sie Erinnerungsfotos?
Müller: Jemand hat das Spiel für mich komplett aufgezeichnet.
SZ: Haben Sie alle Spiele auf DVD?
Müller: Teilweise auf Video. Wir wollen das jetzt mal auf CD zusammenstellen: "Die größten Erfolge und originellsten Szenen von Frank Müller!"
SZ: Wer fehlt Ihnen noch in Ihrer Sammlung prominenter Gegner?
Müller: Jörgen Persson! Aber den krieg’ ich diese Saison...
SZ: ... klar, der spielt in Fulda!
Müller: Ich denke, im Doppel werde ich ihn kriegen.
SZ: Den ärgern Sie dann auch mit Ihren langen Noppen auf der Rückhand?
Müller: Leider wird diese Art Belag am 1. Juli 2008 verboten. Dann muss ich mein Spiel noch mal umstellen.
SZ: Wie lange spielen Sie noch?Müller: Ich bin jetzt 43, ich muss das nicht mehr jahrelang machen. Ich denke, ich bin der einzige Deutsche, der in allen Klassen Europas gespielt hat, in Deutschland von der untersten Klasse bis zur Bundesliga und jetzt auch in der Champions League. Ich war deutscher Meister mit Würzburg. Ich glaube, ich habe jetzt alles erreicht.(SZ vom 13.10.2007)
"Ich bin kein Kasper!"
Frank Müller, 43, ist Hauptsponsor des Tischtennis-Bundesligisten Müller Würzburg. Gegen Weltklassespieler tritt er gerne höchstpersönlich an - und sieht dabei gar nicht schlecht aus.Interview: Ulrich Hartmann
SZ: Herr Müller, wie um alles in der Welt haben Sie Weltklassespieler Jean-Michel Saive einen Satz abgeknöpft?
Frank Müller: Ist doch nichts besonderes!
SZ: Finden wir aber schon. Sie sind als Immobilienunternehmer Hauptsponsor des Bundesligaklubs Müller Würzburg und nehmen sich dann und wann die Freiheit, als Hobbyspieler selbst mitzuwirken.
Müller: Ich habe mal gegen Timo Boll im fünften Satz im Doppel verloren, gegen Waldner auch, ich habe gegen die halbe Weltelite im Doppel gewonnen, warum soll ich dem Saive nicht einen Satz abnehmen?
SZ: Wie gelingt es Ihnen, die weltbesten Spieler an der Platte zu ärgern?
Müller: Mit einem außergewöhnlichen Stil und einer kaum nachahmbaren Schlägerhaltung."Als es enger wurde, ist ihre Euphorie in blankes Entsetzen umgeschlagen"
SZ: Genauer, bitte.
Müller: Das ist ein kurzes Blockspiel direkt am Tisch mit einer außergewöhnlich schnellen Reaktion.
SZ: Das kann Weltklassespielern doch kein Problem bereiten?
Müller: Die haben aber ein Problem.
SZ: Sie haben jetzt mit Würzburg beim 0:3 auch Ihr Debüt in der Champions League gegeben. Wie hat das Publikum in Charleroi auf Sie reagiert?
Müller: Es ging mit einer 6:0-Führung für Saive los, und die Zuschauer waren amüsiert. Als es enger wurde und ich sogar einen Satz gewann, ist ihre Euphorie in blankes Entsetzen umgeschlagen, und der Hallensprecher hat versucht, den völlig verunsicherten Saive wieder aufzurichten.
SZ: Ist Ihnen das nicht peinlich, als untrainierter Hobbyspieler vor 1000 Zuschauern und den Fernsehkameras in der Champions League anzutreten?
Müller: Das ist mir in keiner Weise peinlich. Ich spiele seit sechs Jahren in der Bundesliga, und ich habe in jedem Jahr Spiele gewonnen. Ich komme ja nicht aus der Kreisklasse.
SZ: Sie spielen aber nur selten und gelten schon in der Bundesliga als Enfant terrible.
Müller: Das war mal so. Mittlerweile arbeite ich im Liga-Ausschuss des Deutschen Tischtennis-Bunds mit, ich leite eine große Firmengruppe, man nimmt mich schon ernst. Dass sich an meinen Auftritten die Geister scheiden, finde ich amüsant. Der Saive ist natürlich durchgedreht, der hat hinterher ein ziemlich gequältes Interview gegeben, was das alles soll. Der steht jeden Tag sechs Stunden am Tisch und ich vielleicht insgesamt sechs Stunden in einem Vierteljahr. Ich gehe da mit Übergewicht an den Tisch, und je länger das Spiel dauert, umso mehr merkt der Typ, dass er Probleme kriegt. Das ist natürlich peinlich, aber nicht für mich, sondern für ihn.
» Wenn ein Spieler sich beschwert, soll er sich hinstellen und mich in drei Sätzen wegputzen, dann ist das Thema vom Tisch. Wenn er das nicht kann, soll er sich nicht veralbert fühlen, sondern besser trainieren. «Frank Müller
SZ: Sie sind 43 Jahre alt, 1,78 Meter groß und fast 90 Kilo schwer?
Müller: 86!
SZ: Man sieht Ihnen aber schon an, dass Sie nicht zur Weltspitze gehören.
Müller: Das ist so, ja, aber mir sagen viele Menschen, durch Leute wie mich würde Tischtennis erst interessant. Wir stehen ja nicht so blendend da, was das Medieninteresse angeht.
SZ: Jörg Roßkopf hat aber mal gesagt, Sie würden dem Tischtennis mit ihren Gastauftritten eher schaden.
Müller: Ich mag den Jörg, und wir haben mittlerweile ein fast freundschaftliches Verhältnis, aber er ist eben auch nur ein Sportler im eigentlichen Sinne.
SZ: Er meint wohl, offenbar genauso wie Saive, dass er sich veralbert fühlt.
Müller: Ich bin aber kein Kasper. Wenn ein Spieler sich beschwert, soll er sich hinstellen und mich in drei Sätzen wegputzen, dann ist das Thema vom Tisch. Wenn er das nicht kann, soll er sich nicht veralbert fühlen, sondern besser trainieren.
SZ: Nur damit wir einen Eindruck bekommen: In welcher Liga wären Sie, gemessen an ihrem spielerisch Niveau, am besten aufgehoben?
Müller: Ich habe in der Regionalliga gespielt, ich schätze mich zwischen Regionalliga und zweiter Liga ein.
SZ: Wie viel lassen Sie sich Ihr Sponsoring in Würzburg pro Saison kosten?
Müller: Kein Kommentar.
SZ: Aber der Platz im Kader mit gelegentlichen Einsätzen ist schon Ihre Bedingung für das Sponsoring?
Müller: Nein, die Mannschaft fordert mich. Für die ist es motivierend, wenn ich spiele."Ich glaube, ich habe jetzt alles erreicht"
SZ: Erzählen Sie mal, welche berühmten Gegner Sie in Ihrer Sammlung haben?
Müller: Der Satzgewinn gegen Timo Boll hat Spaß gemacht. Gegen Wosik/Eloi und Heister/Grujic habe ich im Doppel gewonnen, gegen Boll/Grujic und auch gegen Waldner im Doppel hatte ich Matchball.
SZ: Und Ihr größtes Spiel?
Müller: Auch das gegen Saive!
SZ: Haben Sie Erinnerungsfotos?
Müller: Jemand hat das Spiel für mich komplett aufgezeichnet.
SZ: Haben Sie alle Spiele auf DVD?
Müller: Teilweise auf Video. Wir wollen das jetzt mal auf CD zusammenstellen: "Die größten Erfolge und originellsten Szenen von Frank Müller!"
SZ: Wer fehlt Ihnen noch in Ihrer Sammlung prominenter Gegner?
Müller: Jörgen Persson! Aber den krieg’ ich diese Saison...
SZ: ... klar, der spielt in Fulda!
Müller: Ich denke, im Doppel werde ich ihn kriegen.
SZ: Den ärgern Sie dann auch mit Ihren langen Noppen auf der Rückhand?
Müller: Leider wird diese Art Belag am 1. Juli 2008 verboten. Dann muss ich mein Spiel noch mal umstellen.
SZ: Wie lange spielen Sie noch?Müller: Ich bin jetzt 43, ich muss das nicht mehr jahrelang machen. Ich denke, ich bin der einzige Deutsche, der in allen Klassen Europas gespielt hat, in Deutschland von der untersten Klasse bis zur Bundesliga und jetzt auch in der Champions League. Ich war deutscher Meister mit Würzburg. Ich glaube, ich habe jetzt alles erreicht.(SZ vom 13.10.2007)
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