Porträt Timo Boll (FR)
Timo Boll: Lehrreiches im Reich der Mitte
VON KATJA STURM
Der Vorsatz war da. Die Sommerwochen in China wollte Timo Boll dazu nutzen, die Sprache derer zu erlernen, die seinen Sport weltweit dominieren. Eine Stunde täglich, hatte der Tischtennisspieler des TTV Gönnern sich vorgenommen, an den ungewohnten Lauten zu arbeiten. Allein: "Vom Kopf her ging es nicht." Zu sehr schlauchten den Weltranglistenzweiten die ungewohnt hohe Belastung und die schwül-heiße Luft, denen er sich mit seinem Engagement in der chinesischen Superliga aussetzte. Zweimal täglich Training plus Krafttraining waren für ihn als Mannschaftsspieler des Erstligisten Zhejiang Hongxiang Hangzhou, gut zwei Autostunden südwestlich von Schanghai entfernt, angesetzt. Auch vor Spielen. Ruhephasen wie hier zu Lande vor und nach Wettkämpfen - Fehlanzeige. Einen einzigen Tag habe er innerhalb von sieben Wochen frei gehabt, erzählt Boll. Und sogar an diesem habe er Videoaufzeichnungen studieren müssen.
Die Wochen ungewohnter Härte sind nicht spurlos an dem 26-Jährigen vorbeigezogen. Vier Tage nach seiner Rückkehr wirkt er um die Augen herum noch ein bisschen müde, doch durchtrainiert und aggressiv wie nie. Fünf Kilogramm hat er abgenommen. Auch durch das Training. Zudem machte das asiatische Essen Boll zu schaffen. Regelmäßig schmerzte der Magen, quälte ihn Durchfall - irgendwann habe er sich fast nur noch von Reis ernährt. "Aber verhungert bin ich nicht", sagt er lächelnd. Verdurstet auch nicht. Doch die Selbstverständlichkeit, mit der hier zu Lande Trainer ihren Spielern in den Auszeiten Getränke reichen, wird in China schon einmal ausgesetzt. Während eines Spiels seines abstiegsgefährdeten Teams - "es war sehr heiß in der Halle, und es gab keine Klimaanlage" - verwehrte der Coach seiner Nummer eins die so nötige Flüssigkeit. Er solle zuhören statt zu trinken. "Das war erst einmal ein Schock für mich", sagt Boll. "Doch das alles härtet ab.
Auch die Armut erlebt
Boll hatte sich die Bürde selbst auferlegt, auch wenn sie sich schwerer als erwartet erwies. Deshalb jammert er nicht, hebt immer wieder das Positive hervor: "Ich bin jetzt einiges gewohnt." Die Schinderei, die er sich in China antat, hätte er, wie er zugibt, in Deutschland schwerer durchgehalten. Er ist sicher, sportlich profitiert zu haben. Finanziell sowieso. Zudem ist er um viele
VON KATJA STURM
Der Vorsatz war da. Die Sommerwochen in China wollte Timo Boll dazu nutzen, die Sprache derer zu erlernen, die seinen Sport weltweit dominieren. Eine Stunde täglich, hatte der Tischtennisspieler des TTV Gönnern sich vorgenommen, an den ungewohnten Lauten zu arbeiten. Allein: "Vom Kopf her ging es nicht." Zu sehr schlauchten den Weltranglistenzweiten die ungewohnt hohe Belastung und die schwül-heiße Luft, denen er sich mit seinem Engagement in der chinesischen Superliga aussetzte. Zweimal täglich Training plus Krafttraining waren für ihn als Mannschaftsspieler des Erstligisten Zhejiang Hongxiang Hangzhou, gut zwei Autostunden südwestlich von Schanghai entfernt, angesetzt. Auch vor Spielen. Ruhephasen wie hier zu Lande vor und nach Wettkämpfen - Fehlanzeige. Einen einzigen Tag habe er innerhalb von sieben Wochen frei gehabt, erzählt Boll. Und sogar an diesem habe er Videoaufzeichnungen studieren müssen.
Die Wochen ungewohnter Härte sind nicht spurlos an dem 26-Jährigen vorbeigezogen. Vier Tage nach seiner Rückkehr wirkt er um die Augen herum noch ein bisschen müde, doch durchtrainiert und aggressiv wie nie. Fünf Kilogramm hat er abgenommen. Auch durch das Training. Zudem machte das asiatische Essen Boll zu schaffen. Regelmäßig schmerzte der Magen, quälte ihn Durchfall - irgendwann habe er sich fast nur noch von Reis ernährt. "Aber verhungert bin ich nicht", sagt er lächelnd. Verdurstet auch nicht. Doch die Selbstverständlichkeit, mit der hier zu Lande Trainer ihren Spielern in den Auszeiten Getränke reichen, wird in China schon einmal ausgesetzt. Während eines Spiels seines abstiegsgefährdeten Teams - "es war sehr heiß in der Halle, und es gab keine Klimaanlage" - verwehrte der Coach seiner Nummer eins die so nötige Flüssigkeit. Er solle zuhören statt zu trinken. "Das war erst einmal ein Schock für mich", sagt Boll. "Doch das alles härtet ab.
Auch die Armut erlebt
Boll hatte sich die Bürde selbst auferlegt, auch wenn sie sich schwerer als erwartet erwies. Deshalb jammert er nicht, hebt immer wieder das Positive hervor: "Ich bin jetzt einiges gewohnt." Die Schinderei, die er sich in China antat, hätte er, wie er zugibt, in Deutschland schwerer durchgehalten. Er ist sicher, sportlich profitiert zu haben. Finanziell sowieso. Zudem ist er um viele
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